Ich bin übergewichtig. Schon seit vielen Jahren. Man muss mir das nicht sagen. Ich weiß es. Und ich weiß auch, was ich tun könnte, sollte und müsste, um abzunehmen. Es gibt vieles, was ich schon probiert habe, aber irgendwie wollte kein Erfolg wirklich langfristig bleiben und am Ende wog ich mehr als davor. Ja genau. Das ist der JoJo-Effekt.
Und als ich mich eigentlich gerade damit arrangiert hatte, dass es wohl mein Schicksal ist, berichtete mir meine Freundin, dass sie gerade ihre Kalorien trackt. Ich dachte noch „du hast es nun wirklich nicht nötig.“ Aber wir kamen darüber ins Gespräch. Wir kochten gemeinsam. Ich erzählte ihr, dass ich auch abnehmen müsste, aber es einfach nicht schaffe. Und Kalorien zählen – das ist mir viiiiel zu anstrengend. Immer alles nachlesen, abwiegen, aufschreiben, ausrechnen. Da gebe ich schon auf, bevor ich angefangen habe.
Meine Freundin erklärte mir, dass es mit einer App ganz einfach geht. Es gibt Rezepte, die man direkt ins Tagebuch übertragen kann, man kann den Barcode der Lebensmittel scannen und die Kalorien werden übernommen. Außerdem kommt es nicht auf die genaue Anzahl und jede einzelne Kalorie drauf an. Sie trackt aktuell, um einfach mal zu kontrollieren, wie gut sie ihre Zufuhr im Griff hat. Um sich einfach mal ein Feedback einzuholen quasi. Ohne Druck. Ohne Zwang.
Im weiteren Verlauf unseres Gesprächs habe ich ihr anvertraut, wie oft mich das Thema Essen stresst. Ich habe fast durchgehend ein schlechtes Gewissen etwas zu essen, weil ich weiß, es landet am Ende eh wieder auf der Hüfte. Egal, ob ich Sport mache oder nicht. Ob ich gesund koche oder Fast Food esse. Es geht tendenziell eher rauf als runter. Das ist so frustrierend. Und dann die fiesen Selbstbeurteilungen. „Na toll, jetzt hast du wieder einen Snack gebraucht, weil du Hunger hattest.“ Ganz besonders schlecht fühle ich mich auch, wenn ich in der Öffentlichkeit essen gehe. Zuhause versuche ich gesund zu kochen und habe dann einfach auswärts auch mal Lust auf ein Schnitzel mit Pommes. Aber dann sehen die Menschen um mich herum genau das, was sie erwarten. Dass ich so dick bin, weil das mein Lieblingsessen ist. Also verkneife ich es mir dann doch. Bestelle etwas Leichteres, nur um nicht die Erwartungen der anderen zu erfüllen. Aber genießen kann ich das Essen nicht, egal wie lecker, weil ich wieder verzichte. Ich verzichte auf das Essen, auf das ich eigentlich viel mehr Appetit hätte.
Wenn ich zuhause koche, versuche ich weitestgehend auf Fertigprodukte zu verzichten. Denn darin stecken ja oft versteckt Zucker, Fett und Salz. Aber wehe, ich bin im Stress, es soll schnell gehen und ich greife dann doch mal zur Pizza oder so. Dann ist es ja wieder kein Wunder, dass ich so dick bin. Oder wenn ich zwischendurch Hunger bekomme und einen Müsliriegel esse. Da schlummert ja auch wieder nur Zucker drin. Egal wie sehr ich mich auch anstrenge, ich sehe nur, was mir nicht gelingt. Und da der Erfolg des Abnehmens ohnehin ausbleibt, wächst der Frust.
Als ich mir das alles von der Seele gesprochen hatte, schaute mich meine Freundin an und reflektierte mir sehr wertschätzend, dass das sehr ungesunde Einstellungen mir selbst gegenüber sind und tiefsitzende Glaubenssätze, an denen ich festhalte.
Es vergingen ein paar Tage. Das Gespräch hallte in meinen Gedanken noch nach. Dann lud ich mir eine App zum Kalorienzählen herunter. Ich war neugierig und wollte es mir einfach mal ansehen. Ich hatte nicht so richtig den Entschluss gefasst, damit direkt loszulegen. Ich musste viele Angaben machen und meine ersten Mahlzeiten tracken. Überraschung: Ich lag mit meinen Werten ganz gut im Rahmen. Freudig berichtete ich meiner Freundin davon. Und von meinem typischen Muster, was direkt wieder auftrat: Sobald ich anfange, mein Essverhalten zu beobachten, verändere ich mein Verhalten. Konkret: Ich tracke meine Kalorien, also mache ich die Süßigkeitenschublade auf, erwische mich dabei und mache sie wieder zu. Ich verbiete es mir. Denn sonst müsste ich ja jetzt die Kalorien im Tagebuch eintragen. Aber dann stünde dort schwarz auf weiß, dass ich zu viel esse und auch wenn ich das im Grunde weiß, will ich es nicht wahrhaben. Und zack – schon stellt sich ohne einen biologischen Grund Hunger ein. Kaum habe ich vor abzunehmen, meldet sich mein Magen. Also verknüpfe ich das Hungergefühl mit Abnehmen und ich möchte instant wieder aufgeben. Ich schaffe es ja eh nicht durchzuhalten. Mein innerer Struggle ist komplett: Ich verurteile mich, verbiete es mir, mache mich nieder und schäme mich dafür, dass ich so schwach bin und es nicht einmal einen Tag schaffe.
Als ich das bemerkte, fing ich an, meine Erkenntnisse zu notieren:
- Ich esse mit schlechtem Gewissen.
- Ich erkenne mir nicht an, was ich schon alles gut mache.
- Ich kritisiere mich für meine Essgewohnheiten.
- Ich höre zusätzlich die Kritik anderer, wenn ich esse – egal, ob sie ausgesprochen wird oder nur in meinen Gedanken existiert.
- Es fühlt sich oft an wie Schwäche, fehlende Disziplin, Sündigen.
- Ich verbinde mit Essen zum Großteil Negatives, egal wie gesund es ist.
- Ich bestrafe mich mit innerer Kritik, wenn ich Kleinigkeiten „falsch“ mache.
- Essen stresst mich durch all diese Gedanken.
- Ich habe kein gesundes Verhältnis zu Essen.
- Ich verbinde Abnehmen mit hungern müssen.
Als ich diese Liste aufgeschrieben vor mir liegen sah, wurde mir das Ausmaß meiner Glaubenssätze bewusst. Ich wollte sie umwandeln. Alle. Schnellstmöglich. Daher suchte ich nach passenden Affirmationen und wurde bei HighEnergyMind fündig.
Mir helfen bei meinem Mindset-Shift diese Affirmationen sehr weiter:
- Ich treffe bewusst gesunde Entscheidungen für mein Wohlbefinden.
- Meine ausgewogene Ernährung versorgt Körper & Geist optimal.
- Frische Luft und Bewegung gehören zu meinem Alltag.
- Ich schlafe erholsam und wache voller Energie auf.
- Ich fühle mich gesund, fit und glücklich.
- Ich genieße meine Mahlzeiten bewusst und mit Freude.
- Ich genieße jede Bewegung, die meinen Körper stärkt.
- Ich liebe es, gut für mich zu sorgen.
- Ich entdecke gerne neue, gesunde Rezepte.
- Ich achte und respektiere meinen Körper und seine Bedürfnisse.

Inzwischen habe ich mir darauf basierend diese Mindmap erstellt, um mich an meine Vorsätze zu erinnern.
Zu Ostern hatte ich allerdings wieder eine Challenge zu meistern: Osterfete auf dem Bolzplatz, Grillen und Kaffee mit der Familie und nochmal Kaffee und Kuchen mit dem anderen Teil der Familie. Ich sah nur: 3 Tage voller Essen und Trinken, Kalorien ohne Ende und dass hat mich wieder sehr gestresst. Ich heulte mich bei meiner Freundin aus, die mich beruhigte und sagte: es ist ja nicht immer Ostern. Dann ist das jetzt mal so und danach geht es wieder wie gewohnt weiter. Und ich könne mir ein kleines Ziel vornehmen, worauf ich achten möchte und an anderer Stelle einfach genießen. Das tat ich dann auch. Und am Ende habe ich an allen drei Tagen (Samstag bis Montag) die Kalorienanzahl jeweils nur ein bisschen überschritten. Die Woche danach gab es wieder ausgewogener Mahlzeiten und ich war beim Sport 💪
Nachdem ich inzwischen drei verschiedene Apps ausprobiert habe, bin ich nun seit über 60 Tagen dabei und habe nur wenige Tage gehabt, an denen ich zu viele Kalorien zu mir genommen habe. Außerdem habe ich inzwischen 5,5 kg abgenommen und ich fange an, mich in meinem Körper wieder wohler zu fühlen 🥰, auch wenn ich noch nicht mein Traumgewicht erreicht habe.
Nicht zuletzt hilft mir gerade meine Yogapraxis sehr, um mich mit meinem Körper stärker zu verbinden.
„Ich habe Kraft und Energie. Mir geht es gut. Ich fühle mich wohl.“
In welchem Lebensbereich geht es Dir vielleicht ähnlich wie mir? An welchen Einstellungen und Glaubenssätze hältst Du fest und blockierst Dich womöglich selbst?
Mach Dich groß. Mach Dich stark. Mach Dich frei und glaub Dir nicht immer alles, was Du Dir selber einredest 😉und vor allem: sei nicht zu streng mit Dir, keiner ist perfekt.
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