Da ich gerade ein starkes Gefühl von FLOW habe, möchte ich dies zum Anlass nehmen und Dir ein bisschen aus meinen Erfahrungen zu „let it flow“ berichten.
Ich habe 2018 das Buch „Café am Rande der Welt“ von John Strelecky geschenkt bekommen. Die Art wie das Buch geschrieben ist und die tiefgründigen Geschichten haben mich sehr berührt. Ich steckte zu dem Zeitpunkt gerade in einer verzwickten Situation. Ich wollte meine Masterarbeit schreiben, aber während der Gespräche mit meinem Betreuer im Unternehmen stellte ich immer wieder fest, dass wir in unterschiedliche Richtungen wollten und der Umfang der Thesis immer größer wurde. Der Stress nahm zu und mein Körper versuchte anfangs mit kleineren Zwickerein erste Warnsignale zu geben, die ich gekonnt ignorierte. Irgendwann wurde der Druck, den ich spürte, so unerträglich groß, dass ich nach einer schlaflosen Nacht die Reißleine zog und die geplante Masterthesis genauso wie die damit verbundene Anstellung verwarf. Es fühlte sich in dem Moment furchtbar an. Ich war am Boden und dachte, ich würde dadurch ein komplettes Semester verlieren, weil zu dem fortgeschrittenen Zeitpunkt keine passende Masterthesis mehr für mich über zu sein schien. Dennoch war es die richtige Entscheidung.
Ermutigt hat mich damals die Geschichte der grünen Meeresschildkröte aus dem besagten Buch. Falls Du das Buch auch gelesen hast, weißt Du wahrscheinlich was ich meine. Falls Du es nicht gelesen hast, zitiere ich Dir gerne die Stelle aus dem Buch:
„Wenn sich eine Welle auf das Ufer zubewegt und der Schildkröte ins Gesicht schwappt, ließ diese sich treiben und paddelte gerade so viel, um ihre Position zu halten. Und wenn die Welle wieder zum Ozean hinausströmte, paddelte sie schneller, um die Bewegung des Wassers zu ihrem Vorteil zu nutzen.“
– aus Café am Rande der Welt von John Strelecky
In meiner Situation fühlte es sich über Wochen so an, dass ich gegen den Strom schwamm und mir dies alle Kräfte nahm. Daher war ich auch so erschöpft, als ich endlich die Reißleine zog. Nicht zu wissen, wie es weitergeht, war schwer zu ertragen.
Doch nach etwas Zeit meldet sich plötzlich jemand bei mir, der erfahren hatte, dass ich auf der Suche nach einer Thesis bin und es matchte. Ich konnte nach kurzer Zeit durchstarten, hatte eine super Betreuung auf Augenhöhe und verlor nur 1-2 Monate.
Es gibt auch heute noch Situationen, in denen ich mal wieder nicht weiß, was als nächstes kommt. Oder besser: auf mich wartet. Ich bin aber inzwischen deutlich achtsamer geworden und entwickle nach und nach ein Gespür dafür, ob ich gerade mit dem Strom schwimme oder dagegen ankämpfe. Und letztlich ist es immer wieder aufs Neue eine bewusste Entscheidung: „Ich will nicht gegen etwas ankämpfen“. Es fühlt sich viel schöner, leichter und geiler an, wenn ich im Flow bin. Dafür brauche ich oft eine gute Portion Vertrauen. Vertrauen, dass am Ende alles gut wird und in meinem persönlichen Fall vertraue ich inzwischen sehr darauf, dass das Universum einen Plan für mich hat und mich lenken und leiten wird.
Womit verbinde ich ein Gefühl von Flow?
Ich stelle immer wieder fest, dass es Momente gibt, in denen alles wie von selbst läuft. Es fühlt sich dann alles leicht an und die Zeit verfliegt, ohne dass ich es merke. Das ist für mich Flow in diesem einen konkreten Moment. Ich spüre inzwischen aber auch größere Zeitintervalle, in denen sich plötzlich alles fügt. Und dann ist es nicht mehr nur ein kleiner Bach, sondern ein richtig krasser Strom, der durch mein Leben fließt. Es fühlt sich nach einem perfekten Timing an. Alles fließt zu mir und mit mir in die gleiche Richtung. Kein Kampf, kein Widerstand, kein Staudamm. Und wie ganz oben der Titel verraten lässt, ist da viel Vertrauen, dass alles zum richtigen Zeitpunkt passiert: „Let it flow“. Einfach zurücklehnen und treiben lassen. Ganz passiv bleibe ich dabei jedoch auch nicht. Ich arbeite mit viel Visualisierung, Werten, Haltungszielen und Affirmationen. Ich habe ein Warum vor Augen und im Vertrauen, dass ich es schaffen werde, ziehe ich die richtigen Menschen und Situationen in mein Leben.
Mach Dich groß. Mach Dich stark. Mach Dich frei und let it flow 😉
Wann hattest Du zuletzt das Gefühl, dass Du gegen etwas ankämpft, was Du nicht willst?
In welchen Situationen fühlst Du Dich wie im Flow?
P.S.: Als ich gerade ein passendes Bild zum Artikel rausgesucht habe, fiel mir noch eine Erfahrung zum Thema Flow im Straßenverkehr ein. Ich habe früher sehr oft dazu geneigt, auf dem Weg zur Arbeit oder zu einer Verabredung Musik zu hören, die viel Bass enthielt. Der schnelle Beat hat mein Fahrverhalten beeinflusst. Ich weiß nicht, ob Du Dich selbst oder allgemein das Verkehrsgeschehen mal aus einer Vogelperspektive versucht hast zu beobachten. Mir ist das schon ein paar Mal gelungen und seitdem weiß ich, dass gerade auf kurzen Wegen, ein Drängler, dem es nicht schnell genug gehen kann, häufig an der nächsten oder übernächsten Ampel wieder neben mir steht. Und wahrscheinlich hat er mehr Stress auf der Strecke, weil er sich über andere aufregt, als derjenige, der einfach mit dem Strom fließt. Und eine weitere Erkenntnis: Manchmal fahre ich echt früh los, weil ich denke, dass viel Verkehr auf den Straßen sein wird und ich auch noch einen Parkplatz suchen muss und überhaupt. Genau dann, komme ich natürlich super gut durch und bin viel zu früh da. Wenn ich das auf der Fahrt feststelle, hab ich schon 1-2 Mal versucht langsamer zu fahren, um später anzukommen. Ich bin auf der Autobahn hinter dem LKW geblieben und habe nicht überholt. Statt 120/130 km/h bin ich nur etwa 80 km/h gefahren und soll ich Dir etwas verraten: Meine Ankunftszeit hat sich dadurch meist maximal um eine Minute „verzögert“. Welche Illusion verfolgen wir also, wenn wir andere auf der Straße drängeln, weil wir meinen, wir könnte damit unsere 10 Minuten, die wir zu spät losgefahren sind kompensieren. Und wenn wir uns eh verspäten, wen juckt es dann, ob wir 9 Minuten oder 10 Minuten zu spät sind?
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